Historie & Chronik

Ort der Völkerverständigung

Die Geschichte des Clubs ist eng verwoben mit dem Frankfurter Industriellen und Mäzen Richard Merton (1881 bis 1960), der lange die Metallgesellschaft führte. Merton war Teil der Frankfurter Wirtschaftselite, die liberal und weltoffen dachte, auf Toleranz und sozialen Ausgleich setzte.1927 ließ sich Merton im Diplomatenviertel eine Stadtvilla errichten, die er mit seiner Familie bewohnte. 1939 flüchtete der jüdische Unternehmer vor den Nazis nach Großbritannien. Als er 1945 zurückkehrte, war die Villa durch Bomben teilweise zerstört. Zunächst nutzte die US-Armee das Haus als Offiziersheim, ehe sie dort den American Press Club installierte.

1953 verkaufte Merton die Villa an die Stadt Frankfurt mit der Maßgabe, sie zu einem Ort der Völkerverständigung zu machen. Das führte 1956 zur Gründung des Union International Club. Der pachtete das Anwesen von der Stadt und hat die Villa und den Park immer wieder behutsam modernisiert und in enger Kooperation mit der Denkmalschutzbehörde aufwändig saniert. Der Denkmalschutz zählt zu den Kernzielen des Clubs – die Villa ist für ihn ein Vermächtnis Richard Mertons.

Richard Merton
Richard Merton wurde 1881 als jüngstes Kind des Frankfurter Unternehmers und Mäzens Wilhelm Merton und seiner Ehefrau Emma Ladenburg geboren. Nach dem Studium trat er 1902 in die Berg- und Metallbank ein, eine Tochter der väterlichen Metallgesellschaft. Er lernte die ausländischen Filialen des weltweit tätigen Konzerns kennen und setzte früh auf Internationalität und Völkerverständigung. 1911 kam er in den Vorstand der Metallgesellschaft, nach dem Tode seines Vaters 1917 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Metallgesellschaft und der Metallbank. Im Ersten Weltkrieg trat Merton für den Ausgleich mit den Gewerkschaften und die Begrenzung von Kriegsgewinnen ein. In der Weimarer Republik engagierte er sich in der Tradition seines Vaters mit kulturellen und sozialen Initiativen. Als Stadtverordneter der DVP (1928–1933) war er in der Kommunalpolitik aktiv und 1932/1933 im Deutschen Reichstag. Im Dritten Reich wurde Merton ab 1936 aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach und nach aus allen öffentlichen Ämtern vertrieben. 1938 wurde er für drei Wochen im Konzentrationslager Buchenwald interniert und sein Vermögen konfisziert.

1939 gelang ihm in letzter Minute mit Hilfe seiner zweiten Frau Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, die Flucht nach England, dessen Staatsbürgerschaft er ebenfalls hatte. In Großbritannien trat er publizistisch für Deutschland ein und beschäftigte sich mit den Möglichkeiten zum Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Krieg. 1948 kehrte er nach Frankfurt am Main zurück und wurde in seine alten Vermögensrechte eingesetzt. Die britische Besatzungsmacht schlug Merton als Wirtschaftsminister einer künftigen deutschen Regierung vor. Doch Merton konzentrierte sich auf den Wiederaufbau der Metallgesellschaft, deren Aufsichtsrat er von 1950 bis 1955 leitete. Er setzte sich bundesweit für die internationale Zusammenarbeit ein. Von 1949 bis 1953 fungierte er als Vorsitzender des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft und 1948 bis 1955 Präsident der deutschen Gruppe der Internationalen Handelskammer. 1952 gründete er die Frankfurter Gesellschaft für Sozialpolitik, 1956 stiftete er einen Lehrstuhl für Sozialpolitik an der Universität Frankfurt.

1956 war auch das Jahr, in dem er zum Frankfurter Ehrenbürger ernannt wurde. 1960 starb Richard Merton.

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